Sonntag, 5. Februar 2012

Gewöhnliche Sprache entsakralisiert das Geheimnis

Bevor wir uns nun die Gebete während des Gottesdienstes vornehmen, blicken wir auf den Ausgangspunkt zurück: die lateinische Sprache. Die Vorbehalte gegen die Sprache und die üblichen Polemiken werde ich allerdings separat im letzten Teil dieser Reihe behandeln. Doch ist die Sprache eigentlich der einzige Diskussionspunkt um die "Alte Messe". Alles Wesentliche tritt dahinter zurück. So muß man einige Zeilen zur Verteidigung aufwenden, um diesen Punkt ad acta legen zu können.
Das II. Vatikanum hat die liturgische Kultsprache gewünscht, gefördert und ganz und gar nicht aufgehoben, geschweige denn abgeschafft. In ihr liegt ein tieferer Sinn und sie hat einen unübertrefflichen symbolischen Wert - seit Jahrhunderten und sie ist Hilfe für den Zugang zum eucharistischen Mysterium.
Seit dem Turmbau zu Babel leiden die Menschen unter erheblicher Sprachverwirrung und dem Nichtverstehen. Bis Pfingsten. Die Apostel empfingen den Heiligen Geist und es geschah das Sprachwunder: "jeder hörte es in seiner eigenen Sprache" (Apg 2, 6).
Selbiges Wunder drückt sich auch in der Kultsprache der Weltkirche aus. Auf den Straßen hört man Deutsch, Spanisch, Italienisch, oder Englisch, im Heiligtum aber nur die eine Kultsprache Latein.
Es ist somit ein Zeichen der Einheit. Trotz der Fremdheit ist man in der Kirche vertraut. Es ist die gemeinsame Muttersprache aller Katholiken im Gebet.
Vergleichbar ist die Sprache in der lateinischen Kirche mit der Ikonostase der Ostkirche. Sie verhüllt das Mysterium, das nicht etwas Weltlich-Profanes darstellt. Wir können mit dem menschlichen Geist das Mysterium nicht erfassen. Es ist ein Glaubensgeheimnis. Doch lädt die Kultsprache ein, tiefer in dieses Geheimnis vorzudringen und sich noch mehr mit dem Geschehen auseinanderzusetzen. Die gewöhnliche Sprache entsakralisiert das Geheimnis. Man muß die Frage stellen: trägt ein auf deutsch geleiertes Hochgebet wirklich zum besseren Verständnis bei? Eventuell verliert sich der Sinn des Heiligen. Christus selbst Sprach am Kreuz Hebräisch und nicht seine Muttersprache Aramäisch. Und er sprach ein Gebet, einen Psalm.
Latein sei eine tote Sprache, sagt man. Doch ist sie nicht tot, sondern zeitlos. Nicht tot, sondern vollendet in ihrem Gebrauch. Sie ändert sich nicht mehr. Das Hochgebet in der Liturgie bleibt auf ewig so. Unsere Sprache passt sich leider der Moderne an. Davor machen auch Gebete keinen Halt. Durch die Sprache ändert sich aber oftmals auch die Intention eines Gebets.
Aufgrund der Unveränderlichkeit ist die lateinische Sprache besser geeignet die ebenso ewigen und unveränderlichen Gebete und Wahrheiten in der Liturgie zu formulieren. Hinter den Gebeten steckt ja eine Theologie. Der ernsthafte Vollzug der Liturgie ist besser für das theologische Verständnis geeignet als eine Vielzahl von Pastoral- oder Dogmatikbüchern.
Weitere Aspekte werden noch in der Auseinandersetzung mit der "Neuen Messe" erfolgen.
Doch betrachten wir nun ein paar Gebete, die der Priester während der Messe verrichtet. Wie es die Systematik verlangt, beginnen wir mit dem Stufengebet. Und zwar noch vor der Kirche. Denn man betritt das Gotteshaus nicht schlurfenderweise, sondern betritt das Haus Gottes (Mt 21,13) über die Stufen, die sagen: "Empor die Herzen!". Dies ist innerlich der Beginn der Messe und der Einstellung. Das weltliche wird zurückgelassen und die Seele zu Gott gehoben.
Auch am Alter verrichtet der Priester ein Stufengebet (an unterster Stufe) als Vorbereitung zur Messe. Er rezitiert den Psalm 43: "Intoibo ad altare Dei - Zum Altare Gottes will ich treten". Die Stufen bedeuten den inneren Aufstieg zu Gott und den Aufstieg zum Berg Golgotha und machen gleichsam deutlich, wo der Mensch steht. Ebenso vollrichtet der Priester das Confiteor, das Schuldbekenntnis, in tiefgebeugter Haltung.
Das Kyrie Eleison (Lk 17,13) ist ein Ruf zu Gott um Barmherzigkeit und das Erflehen des Heils. Es eine Huldigung zur Ehre Gottes. Kyrios heißt der Herr und vereinigt uns um Bekenntnis zur wahren Gottheit und zum Königtum Christi. Dieser Ruf ist seit Urzeit bezeugt (Joh 20,28).
Das ebenso trinitarisch gegliederte Gloria ist eine weitere Huldigung Gottes.
Es folgt: Kollekte, Epistel, Graduale, Sequenz, Tractus und das Evangelium. Lesungen sind schon in der Urkirche zu finden (s. Apg 1,65). An den Sonntagen versammelte man sich und es wurden die Texte der Apostel und Propheten gelesen.
Wesentlich ist das Credo an Sonn- und Feiertagen. Das Credo folgt auf das Evangelium (also das Wort Gottes) bzw. die Predigt. Dieses Glaubensbekenntnis geht auf das Konzil von Nizäa (325) und Konstantinopel (381) zurück. Es enthält alle wesentlichen christologische Glaubensinhalte und ist somit ein Grunriß der gesamten katholischen Glaubenslehre. Daher hat das Credo eine wichtige Stelle innerhalb der Liturgie. Jeden Sonntag vergegenwärtigt man sich die Grundwahrheiten seines Glaubens. Auch ist hier schön das Zusammenspiel von Gesten und Glauben ausgedrückt. Denn während des Höhepunkts beugt der Gläubige die Knie, während er spricht: "Er hat Fleisch angenommen..."

Zwei weitere Beiträge werden nun noch folgen: Die Opferung, als der wesentliche und feierlichste Teil der Messe und die Auseinandersetzung mit der "Neuen Messe".

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen