Samstag, 4. Februar 2012

Leib-seelischer Ausdruck des Gläubigen

Ein kleines Zwischenstück bevor wir zu den liturgischen Gebeten und Handlungen kommen. Es dient dem grundsätzlichen Verständnis.
Der Mensch ist eine Einheit von Seele und Leib. Beides befruchtet sich gegenseitig. Die Seele findet Ausdruck im Leib. Ein beseeltes Lebewesen hat Gefühle und ein Bewußtsein für sich und für Andere. Engel brauchen diesen sichtbaren Ausdruck nicht, sie sind reine Geistwesen. Wir bedürfen aber unseres Leibes um unsere innere Handlungen (Gefühle, Gedanken etc.) in äußere Form zu bringen, eben um sie auszudrücken. Das Heilige findet über die Sinne Zugang zur Seele. Wir finden in der Natur etwas vor und bilden es dann im Geist ab.
Im Gottesdienst findet so eine Wechselwirkung statt. Die inne Haltung wird in Riten ausgedrückt, aber der Ritus bringt sie durch die Wahrnehmung hervor. Es bildet somit eine ähnliche Einheit wie der Mensch. Der Mensch kann ja nicht ohne Hilfe zum Göttlichen hervordringen, sondern braucht die äußere Wahrnehmung. Im Ritus finden sich ganz unterschiedliche Dinge: leise und laut gesprochene Gebete (Hören), Weihrauch (Riechen), Gewänder, Lichter und geheimnisreiche Segnungen (Sehen). Den Gottesdienst und das tiefste Geheimnis der Eucharistie nimmt der Mensch so mit allen Sinnen auf. Daher sind die Riten und Symbole besonders wichtig und tragen zum tieferen Verständnis des Mysteriums bei. Dadurch soll die Hoheit dieses rätselhaften Opfers zum Bewußtsein und in das Herz des Gläubigen kommen.
Christliches Beten hat immer eine bestimmte Richtung: ad Dominum - zum Herrn. Christus ist das Licht der Welt. Daher ist unsere Gebetsrichtung gen Osten, dort wo die Sonne aufgeht, wo der Stern die Epiphanie ankündigte. Es ist ein sehnsuchtsvoller Blick dorthin, woher der Retter wiederkommen soll. Ein Blick voller Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies. Dies ist die eschatologische Bedeutung.
Weiter ist die Gebetsrichtung eine Verneigung vorm Herrn. Mit dem Priester schaut das ganze Volk zum Herrn und erhebt die Herzen und die Seele zu Gott. Wie der Priester bei der Predigt sich zum Volk wendet, um zu ihm zu sprechen, ist die gemeinsame Gebetshaltung zum Herrn ein Zeichen der Einheit von Volk und Priester. Nicht das Einanderanschauen ist das Wesentliche, sondern der Blick zu Gott. Im heiligsten Moment der Messe soll der Priester, der Stellvertreter Christi am Altar, sich auf das Wesentliche konzentrieren und nicht angeschaut werden. Das Volk soll nicht auf den Priester schauen, sondern aufsehen zum ewigen Hohenpriester.

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